Alpensegelflug in Niederöblarn (LOGO) - Saison 2019
– „Wir warten nicht, wir starten!“–
"Dem Flug der Vögel nachzusehen auf schwerelosen Bahnen, ihr Aufsteigen, ihr Schweben zu begreifen und zu ahnen: Du kannst fliegen, ja du kannst! Breite die Flügel aus, du wirst sehn: Du kannst fliegen!“ (Reinhard Mey, Song für Otto Lilienthal). Das Ziel, diese Segelflugsaison auf eine ganz besondere Art und Weise zu beginnen, war für uns „Flachlandflieger“ in diesem Jahr etwas ganz Besonderes! Endlich wurde ein langer Traum war! Die ersten Versuche, Strecke im Gebirge zu Fliegen! Juhu, war das ein hammergeiles Erlebnis! Schon auf der Fahrt in die Alpen konnten Tommi Trommer und Ich (Jens Döring) die Begeisterung für die bevorstehenden Tage nicht mehr verbergen. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass die nächsten Tage über den Alpen noch viel besser werden würden als gedacht. Für unser Vorhaben bekamen wir den Duo Discus unseres Vereins. Vom 31.03. bis 03.04.2019 flogen wir in Niederöblarn (LOGO), noch vor unserer regulären Flugsaison!
Tag 1
Ich war bereits vor zwei Jahren in Niederöblarn zum Fliegen. Jedoch hatte ich damals mit dem Wetter so viel Pech, dass nur größere Platzrunden möglich waren. So nutzten wir die ersten beiden Starts als Übungsflüge und ich habe Tommi, der seine Lizenz erst im letzten Jahr gemacht hat, die Gegebenheiten am Platz erläutert. Denn beim Anflug auf Niederöblarn und dem Fliegen in den Bergen und am Hang gibt es Einiges zu beachten. „Schon der erste Flug geht weit ins Tal hinunter, eine Lust! Der zweite wird noch weiter geh'n - da reit's ihn steil empor, fast steht er still, wirft Beine und Oberkörper vor. Der Wind schlägt um, er bringt den Apparat nicht mehr zur Ruh!“ (Reinhard Mey). Gleich beim dritten Flug versuchten wir uns beim Hangfliegen am Grimming. Knapp drei Stunden hielten wir uns in der Luft, trauten uns sogar zu den benachbarten Bergen und haben auch das Gipfelkreuz überstiegen. Gleich am ersten Tag so ein schönes Erlebnis…einfach Wahnsinn! An diesem Tag kamen zwar nur 78 OLC-Kilometer zusammen, aber immerhin mehr als erwartet. Ach, das hätte ich fast vergessen: Das Wetter an diesem Flugtag hätte kaum besser sein können. Sonnenschein und strahlend blauer Himmel ließen die mächtigen Alpen im besten Licht erscheinen.
Tag 2
Mit etwas Übermut klinkten wir heute bereits in 800m über dem Platz aus.Naja, der F-Schlepp war sehr schön, aber nach gut 20 Minuten standen wir wieder auf dem Flugplatz. Ein Fliegerkamerad kam zu uns und gab uns den Tipp: „Klinkt in dieser Jahreszeit nicht unter 1200m aus! Dann wird es klappen!“ Wir schoben den Duo Discus wieder an den Start und ließen uns erneut von der Robin DR400 an die Westseite des Grimming schleppen. Wir klinkten in 1200m aus! Und nun? Der Ratschlag des einheimischen Segelfliegers zeigte Wirkung: 3,5 Stunden blieben wir in der Luft und konnten unsere Streckenleistung des Vortages sogar ein Stück überbieten. 126km waren es heute in der OLC-Wertung. Wie Tag 1 war es auch heute der absolute Hammer. Freudestrahlend stiegen wir nach der Landung aus dem Flieger aus und waren einfach nur begeistert, wie reibungslos dieser Flugtag verlief. Etwas höher, etwas weiter vom Platz weg und etwas besseres Wetter! Kann das morgen noch besser werden?
Tag 3
Etwas Ernüchterung machte sich breit, als wir am frühen Morgen aus dem Fenster blickten: Dunst lag im Tal und der Wetterbericht war nicht überragend. Aber mäßiger Südwind war vorhergesagt. Hmmm, das war uns erstmal egal und wir bereiteten den Flieger trotzdem vor. Neben einer DG1000 waren wir heute die einzigen Segelflieger am Platz. Der F-Schlepp war wieder hervorragend. Schon kurz nach dem Ausklinken schlug das Variometer bis auf 4m/s aus und mit wenigen Kreisen überstiegen wir den Gipfel des Grimming. Wir flogen zunächst am Berg etwas hin und her und fühlten uns recht schnell so wohl, dass wir vom Platz wegflogen. Heute Morgen hätten Tommi und Ich nicht geglaubt, den Gipfel des Dachsteins aus der Nähe zu sehen! Tatsächlich haben wir es bis hierher geschafft! Wow, geil, ist das schön, herrlich…das gibt es doch nicht!?!?! Juhuuuu, wir sind heute ein Stück weiter das Tal hochgeflogen als am Vortag. Auf dem Rückflug ging es am Grimming und Niederöblarn vorbei bis kurz vor Liezen. Und nun? Los! Lass uns nochmal bis zum Dachstein fliegen! Jawoll, es hat noch einmal geklappt. Dabei überflogen wir sogar das Skigebiet Schladming. In Höhe des Grimming flogen wir in das gegenüberliegende Nachbartal. Das hat zwar enorm Höhe gekostet, war dafür aber mehr als sehenswert. Heute flogen wir ca. 4,5 Stunden und haben erneut die Streckenleistung des Vortages überboten: 205km in der OLC-Wertung waren es! Heute Morgen haben wir niemals daran geglaubt, mehr als 100km zu fliegen. Was bleibt noch zu sagen? Dieser Tag war einfach wunderschön! Herrlich!
Tag 4
Hmmm, sollen wir den Flieger gleich abrüsten? Das sieht ja nicht besonders toll aus! Dicke Wolken lagen über dem Flugplatz. Wir schoben den Duo Discus trotzdem aus der Halle. Etwas verwundert waren wir an diesem Tag. Denn das Wetter hatten wir wohl nicht richtig eingeschätzt. Eine LS4, eine DG808 und ein Shark Jet wurden für den Flug vorbereitet. Tommi ging zum Piloten der LS4 und fragte, was er vorhat. „Ich will heute in der Welle fliegen. Bereitet alles vor! Ihr solltet allerspätestens in einer Stunde starten!“ Tommi und Ich sahen uns an und mussten lachen. Soweit so gut. Welle ist bisher keiner von uns beiden geflogen. Der LS4-Pilot gab uns ein paar wertvolle Hinweise für diesen Tag. Per Funk blieben wir den ganzen Tag mit ihm in Kontakt. Den ersten F-Schlepp vermasselten wir und landeten nach 20 Minuten wieder. Der zweite Versuch verlief erfolgreich! Etwas zäh war es nach dem Ausklinken. Die LS4 beobachtete uns von oben und gab uns sehr hilfreiche Hinweise, den Aufwind am Hang richtig anzufliegen. Nach einer Weile klappte es sehr gut, wir stiegen an diesem Tag sogar bis auf knapp 3200m. Wir flogen u.a. zum Dachstein, zurück zum Grimming und etwas Richtung Nordwesten. Oben war die Luft sehr ruhig und das Steigen, zu unserem Staunen, sehr stark. Längere Zeit im Geradeausflug hatten wir ein Steigen am Variometer. Das war schon irgendwie krass an diesem Tag, wenn man bedenkt, dass wir nicht an einen flieg baren Tag glaubten. Nach der Landung unterhielten wir uns noch eine Weile mit dem LS4-Piloten. „Wo ihr heute geflogen seid, war schwache Welle! Und die starke Turbulenz beim Abgleiten ins Tal waren die Rotoren! (…)“ Auch dieser Tag für uns fliegerisch etwas ganz Besonderes. Hammergeile Erlebnisse, der erste Wellenflugversuch und viele neue Erfahrungen! Heute berechnete uns der OLC 141km und gut 4,5 h Flugzeit. Dies war ein gelungener Abschluss unserer Alpenfliegerei! Die letzten Tage waren einfach wundervoll, voller Impressionen und neuen Erfahrungen. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei der Alpenflugschule Niederöblarn für die tollen Tage, sowie für die Hilfe beim Auf- und Abrüsten bedanken. Der Flugbetrieb verlief reibungslos. Einfach nur top! Sicher ist, wir kommen wieder!